07.04.2022
Oberösterreich ist 2030 der beste Platz zum Leben. Diese Vision verfolgt der oberösterreichische Rat für Forschung und Technologie (RFT) seit 2017. Gestern, 6. April, versuchte sich eine hochkarätige Runde aus Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft und Wissenschaft im Linzer Ars Electronica Center an einer Zwischenbilanz. „Wir befinden uns mitten in einer Transformation – im Energiesystem, in der Automobilindustrie, nicht zuletzt in der Digitalen Transformation. Zwei Jahre Pandemie und nun die geopolitische Situation stellen die Widerstandsfähigkeit eines Standortes auf die Probe“, sagt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner in seinem Eingangsstatement.
RFT-Vorsitzender Stephan Kubinger, Geschäftsführer der IFN Beteiligungs GmbH, stellte fest: „Die im Jahr 2017 erarbeitete Vision ist noch gültig. Oberösterreich soll sich dadurch auszeichnen, dass unser Bundesland durch die Ausgewogenheit unterschiedlicher Stärken – von attraktiven Arbeitsplätzen bis zum nachhaltigen Lebensraum – der beste Platz zum Leben ist. Es ist in den vergangenen Jahren auch enorm viel passiert: auf den Unis und an den Fachhochschulen, in den Forschungseinrichtungen und natürlich in den Unternehmen. Aber große Herausforderungen liegen vor uns.“ Dafür wünschte sich Kubinger Technologieoffenheit.
Am Podium diskutierte Moderator Johannes Jetschgo anschließend mit Alexander Susanek (Geschäftsführer BMW Group Werk Steyr), Peter Schwab (Mitglied des Vorstands der voestalpine AG und Leiter der Metal Forming Division) und Stefan Stallinger (Technikvorstand Energie AG Oberösterreich) über nachhaltige Industrie und Produktion. Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges und drohender Gas-Lieferstops Bedrohung und Chance zugleich, wie die Diskutanten feststellten. Jedenfalls gelte es, die Abhängigkeiten zu reduzieren, viele kleine Maßnahmen seien dazu notwendig. Fazit: Die Neuordnung des Energiesystems ist nicht unlösbar, braucht aber eine riesige Kraftanstrengung.
Im Wettbewerb der Standorte ist es die Wirkungskette aus F&E, Innovation und Wertschöpfung, die unseren Lebensstandard sichert. Die Digitale Transformation spielt dabei eine Hauptrolle. Man sieht sich in Oberösterreich durch Forschung und Ausbildung gut dafür positioniert, die geplante TU soll aber zusätzliche Dynamik und neue Ansätze bringen.
Diese neue Technische Universität für Digitalisierung und Digitale Transformation war dann auch ein Hauptthema der zweiten Diskussionsrunde mit dem aus Kalifornien zugeschalteten Gerhard Eschlbeck (Chief Security Officer Aurora und Leiter der wissenschaftlichen Konzeptgruppe zur neuen TU), Christian Federspiel (Geschäftsführer Findus Venture GmbH), Gerfried Stocker (Künstlerischer Leiter Ars Electronica Center Linz GmbH), Birgit Tauber (Bereichsleiterin Basisprogramme FFG) und Margarethe Überwimmer (Stv. Vorsitzende RFT OÖ, Studiengangsleiterin Global Sales and Marketing Fachhochschule OÖ). Zusammenfassendes Ergebnis: Die Digitalisierung ist das Werkzeug, um die drängenden Zukunftsfragen zu lösen. Europa müsse dazu einen eigenen Ansatz wählen und Vertrauen zur Basis von Geschäftsmodellen machen – die Digitalisierung muss dem Wohl der Menschen dienen.
Mit der neuen TU soll es gelingen, einerseits einen neuen Zugang zur Digitalen Transformation zu vermitteln und so dringend benötigte Kompetenzen in die Unternehmen zu bringen. Gleichzeitig soll dieses Modell so attraktiv sein, dass es Studierende aus aller Welt anzieht. Denn eine Erkenntnis zog sich durch den gesamten Abend: wir brauchen vor allem die Menschen, um die Zukunft aktiv zu gestalten.
Der Rat für Forschung und Technologie für Oberösterreich (RFT OÖ) unterstützt bereits seit vielen Jahren die Oö. Landesregierung sehr aktiv bei der Gestaltung der Wirtschafts- und Forschungspolitik. Das Gremium besteht aus 19 ehrenamtlichen Mitgliedern aus Unternehmen, Wissenschaft und Forschung.